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Zeitenwende: Jugend sieht Ende der Wohlstandsjahre

Trendstudie „Jugend in Deutschland“ erschienen

Der jüngsten Trendstudie „Jugend in Deutschland“ zufolge befindet sich die Jugend in Deutschland weiterhin im Krisenmodus und sieht einer Phase von Verzicht und abnehmendem Wohlstand entgegen.

21.11.2022 / K. Schauer
Junge Frau mit schwarzem Regenschirm Junge Frau mit schwarzem Regenschirm

Die junge Generation in Deutschland leidet unter der Last von vielfältigen Krisen. Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie hinterlassen in der Psyche der Jugend dramatische Langzeitspuren. Gleichzeitig verdüstert sich der Blick in die Zukunft unter dem Eindruck von Klimakrise, Krieg und Inflation zu einer unbequemen Gewissheit, dass die Wohlstandsjahre in Deutschland vorbei sind. Das zeigt die aktuelle Trendstudie "Jugend in Deutschland", die von Simon Schnetzer und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann vorgelegt wird.

Die Trendstudie erscheint in halbjährlicher Folge und basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter von 14 bis 29 Jahren. Insgesamt wurden für die Studie 1.027 junge Menschen befragt. Die Befragung wurde vom 04. bis 21. Oktober 2022 durchgeführt.

25% der befragten 14- bis 29-Jährigen gaben an, mit ihrer psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein. Bei 16% macht sich Hilflosigkeit breit, 10% berichten gar von Suizidgedanken. Diese Werte sind seit der letzten Trendstudie vom Mai 2022 angestiegen.

Die Studie spiegelt darüber hinaus die Befürchtung der jungen Generation wider, dass sich in Deutschland das Ende der Wohlstandsjahre abzeichnet, weil Lebensqualität, wirtschaftliche Lage, gesellschaftlicher Zusammenhalt und politische Verhältnisse aktuell deutlich schlechter empfunden werden als noch vor sechs Monaten. Auch die Erwartung an die Zukunft fällt deutlich negativer aus. Die größten Sorgen der Jugend sind Inflation (71%), gefolgt von dem Krieg in Europa (64%) und dem Klimawandel (55%). Weitere schwierige und mit Sorgen verbundene Themen der Jugend sind die Wirtschaftskrise (54%), Knappheit von Energie (49%) und Altersarmut (43%).
 
Der Krieg in der Ukraine beschäftigt die junge Generation in Deutschland weiterhin stark. Er wird, so lässt sich diese Tendenz interpretieren, von einer Mehrheit in der jungen Generation vor allem in seinen finanziellen und wirtschaftlichen Folgen gefürchtet, während nur eine Minderheit davon ausgeht, direkt oder indirekt in das Kriegsgeschehen einbezogen zu werden.

Bei den konkreten Auswirkungen der Inflation gaben die Befragten an, es seien vor allem die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln (75%) sowie bei Strom und Gas (72%), welche sie finanziell belasten. Mit größerem Abstand folgen die Kosten für Mobilität/Verkehrsmittel (41%), Miete (37%) und Freizeitaktivitäten (34%). Eine erschreckende Erkenntnis ist, dass 20% aller 14- bis 29-Jährigen angeben, Schulden zu haben.

Unter dem Eindruck der Krisenlage verschieben sich die Erwartungen an Beruf und Arbeit, sodass Geld (60%) erneut das Motivations-Ranking mit deutlichem Abstand vor Spaß (43%) und dem Erreichen von Zielen (33%) anführt. Weitere wichtige Aspekte der Motivation junger Menschen sind die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit (22%) und Anerkennung (21%) beispielsweise in Form von positivem oder konstruktivem Feedback.  

Die junge Generation in Deutschland hat nach dieser Untersuchung ein entspanntes und selbstverständliches Verhältnis zu ihrer Nation. Fernab von jedem Nationalismus hat sich eine Haltung der Anerkennung und des Stolzes etabliert. Bemerkenswert ist auch die starke Identifizierung mit Europa, die im Laufe der letzten Jahre spürbar angestiegen ist.

Ausführlichere Informationen zur Trendstudie „Jugend in Deutschland – Winter 2022/23“ des Jugendforschers Simon Schnetzer und des Bildungsforschers Klaus Hurrelmann finden Sie auf der Webseite von Simon Schnetzer.

Quelle: Simon Schnetzer