Auswertung der Umfrage
Im Juni und Juli 2020 lief eine erste Umfrage des RAY-Forschungsnetzwerkes zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Jugendarbeit in Europa. Im Verlauf von sechs Wochen wurden 1718 Antworten gesammelt, 938 davon wurden als valide und verwertbar eingestuft. 560 der Befragten ordneten sich als Fach- und Leitungskräfte der Jugendarbeit, 378 unter der Rubrik 'Jugendliche, die an Angeboten der Jugendarbeit teilnehmen oder in der Jugendarbeit aktiv sind'. Zu den wichtigsten bisher gewonnenen Erkenntnissen gehören:
- 74% der Jugendlichen, die geantwortet haben, sind der Meinung, dass sie durch die Teilnahme an Angeboten der Jugendarbeit (während der Pandemie) etwas Sinnvolles zu tun hatten und etwas hatten, worauf sie sich freuen können,
- Bei den ausgewerteten Antworten gaben 70 % der Fach- und Leitungskräfte der Jugendarbeit an, dass die Coronavirus-Pandemie ihre eigene Jugendarbeit stark und 23 %, dass die Pandemie diese mäßig beeinträchtigt hat.
- 54% der Antworten von Jugendlichen besagten, dass die Coronavirus-Pandemie ihren Zugang zu Jugendangeboten oder -projekten stark und 25%, dass die Pandemie diesen mäßig beeinträchtigt hat.
- Fast alle Bereiche der Jugendarbeit waren stark betroffen: Räume (69%), Methoden (52%), Zeitplanung (47%) und Instrumente (46%).
- Bei den meisten Organisationen kam es bei einem Großteil ihrer Angebote der Jugendarbeit zu Verzögerungen und Unterbrechungen. 74% der an der Umfrage teilnehmenden Organisationen mussten ihr Büro vorübergehend schließen.
- 84% der antwortenden Fach- und Leitungskräfte der Jugendarbeit sagen, dass sie die Pandemie und ihre Auswirkungen in ihrer eigenen Jugendarbeit angehen.
- Ein Kernaspekt der Antwort der Jugendarbeit in Europa auf die Pandemie ist der Versuch, die eigene Arbeit auf Online-Umgebungen zu übertragen. 17% der Befragten sagen, dass ihre gesamte Jugendarbeit bereits auf online umgestellt wurde; 7% sagen, dass keines ihrer Angebote auf online umgestellt wurde. Die große Mehrheit des Arbeitsfeldes bewegt sich irgendwo dazwischen.
Ergebnisse der Umfrage nachlesen (PDF: 1,5 MB)
Literaturauswertung zu Jugend(arbeit) und Corona
Ziel der Sichtung der Literatur war es, einen Überblick zur Forschung zu Jugendlichen und Pandemien im Allgemeinen, aber auch im Speziellen zu Jugendlichen in der COVID-19-Pandemie zu erhalten. Hierzu lassen sich aus Sicht des Forschungsteams unter anderem folgende Empfehlungen ableiten:
- Es ist notwendig, die massive Belastung der Pandemie für die psychische Gesundheit junger Menschen anzuerkennen,
- Eine angemessene Finanzierung und Unterstützung dieser jungen Menschen durch die Jugendpolitik ist sicherzustellen.
- Junge Leute sind in die politischen Entwicklungen und Entscheidungsprozesse für die Nach-Pandemie-Zeit einzubinden.
- Es müssen innovative Lösungen entwickelt werden, die sicherstellen, dass die Jugendarbeit ihre Funktion als wesentliches Angebot für junge Menschen erfüllen kann.
Ergebnisse der Literaturrecherche nachlesen (PDF: 477 KB)
Wie geht es weiter?
Es ist eine zweite, detailliertere Hauptumfrage (mehrsprachig) geplant, die Ende September 2020 online gehen soll. Des Weiteren sind Experteninterviews auf transnationaler Forschungsebene vorgesehen. Die Partnerländer des RAY-Forschungsnetzwerkes haben die Möglichkeit, in diesem und im nächsten Jahr einige nationale Module, z.B. Fallstudien, durchzuführen.
Quelle: researchyouth.net