Berichte

Jugendstudie „Junges Europa 2021“ der TUI Stiftung erschienen

Müde – aber zuversichtlich

Für die Jugendstudie Junges Europa befragte das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Tui-Stiftung im April 2021 mehr als 6.200 junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren. Die Teilnehmenden der Studie kamen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen.

16.06.2021 / Katrin Schauer
Vier Jugendliche in sommerlicher Landschaft Vier Jugendliche in sommerlicher Landschaft

Die Ergebnisse der fünften Jugendstudie „Junges Europa“ der TUI Stiftung zeigen, dass sich die Lebenssituation für junge Menschen in Europa durch die Pandemie deutlich verschlechtert hat. Dennoch schaut die Generation der unter 26-Jährigen mehrheitlich optimistisch in die Zukunft 

Auf die Frage, wie sie ihren momentanen Gefühlszustand beschreiben würden, antwortete nahezu jede/-r zweite Befragte eher negativ, zum Beispiel mit „müde“, „unsicher“, „genervt“ und „gestresst“. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) gab an, ihre Lebenssituation habe sich verschlechtert, in Deutschland waren es 46 Prozent. Ganz konkret bedeutet das: Vier von zehn jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren (39 Prozent) verloren in den vergangenen Monaten der Pandemie ihren Job oder erlitten finanzielle Einbußen. In Deutschland waren es 29 Prozent, die angaben, von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen gewesen zu sein, in Griechenland sogar 58 Prozent.

Die Befragten fühlen sich in allen Lebensbereichen stark belastet und befürchten, dass dies auch vorerst so bleibt. Am schwierigsten (72 Prozent) empfinden die jungen Menschen die Beschränkungen im öffentlichen und sozialen Leben – z.B. reduzierte Kontaktmöglichkeiten mit Freunden und Familie oder geschlossene Geschäfte und Sportvereine. 

Junge Europäer/-innen folgen Corona-Regeln

Während der Pandemie verhalten sich die jungen Erwachsenen überwiegend regelkonform: Nur knapp ein Fünftel (19 Prozent) aller befragten Europäer/-innen gab an, gesetzliche Maßnahmen und Empfehlungen zu ignorieren. Spanier/-innen und Italiener/-innen halten sich am striktesten an die Vorgaben. Wer sich an die Regeln hält, tut dies vor allem, um die Gesundheit der anderen zu schützen (76 Prozent). 

Dabei zeigt sich für Deutschland, dass sich die Bewertung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie seit Herbst letzten Jahres deutlich verändert hat. Im September 2020 hielten noch 52 Prozent der Befragten die getroffenen Maßnahmen für „angemessen“, 18 Prozent von ihnen für „eher nicht ausreichend“ und fünf Prozent für „nicht ausreichend“. Im April 2021 – zu einem Zeitpunkt, als die Infektionszahlen erneut stiegen in Deutschland – bewerteten dagegen mehr als der Hälfte der befragten 16- bis 26-jährigen Deutschen die getroffenen Maßnahmen für nicht ausreichend (54 Prozent). Lediglich 16 Prozent der Befragten bewertete sie als „angemessen“.

Drängendste Probleme: Umweltschutz, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik

Die Gesundheitspolitik gehört erstmals seit dem Start der Jugendstudie der TUI Stiftung im Jahr 2017 zu den drängendsten Problemen der EU. 28 Prozent aller Befragten in den sieben europäischen Ländern betrachten das Thema als besonders drängend. Wie schon im vergangenen Jahr führt der Umwelt- und Klimaschutz diese Liste an (41 Prozent aller Befragten), vor der Wirtschafts- und Finanzpolitik (32 Prozent) sowie Migration und Asyl (31 Prozent). Für die jungen Deutschen ist im europäischen Vergleich der Klimaschutz besonders wichtig. Zudem wird von den jungen Deutschen das Thema Digitalisierung als besonders drängend für die EU und im eigenen Land betrachtet.

44 Prozent der jungen Europäer/-innen finden, dass die Bekämpfung des Klimawandels Vorrang vor Wirtschaftswachstum haben sollte. Zudem würden sie die Rechte von LGBTQ+ Menschen weiter stärken (59 Prozent) und sind für Maßnahmen, um Einkommensunterschiede zu verringern (49 Prozent). Für eine weitergehende europäische Einigung spricht sich ebenfalls eine Mehrheit aus, wobei die stärkste Zustimmung aus Griechenland, Italien, Spanien und Deutschland kommt. Den Status Quo behalten wollen vor allem junge Menschen in Großbritannien und Frankreich.

Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland und Großbritannien für Wählen mit 16

Die Ergebnisse der Jugendstudie zeigen, dass politisches Interesse noch immer stark von individuellen Ressourcen abhängig ist, also Bildung, Wohlstand, aber auch das Geschlecht. 

36 Prozent der Befragten fänden es besser, wenn auf nationaler und europäischer Ebene bereits mit 16 Jahren gewählt werden könnte. Nur in Großbritannien und Deutschland gibt es eine knappe Mehrheit (54 Prozent Deutschland, 56 Prozent Großbritannien) für die Absenkung des Wahlalters, während in den anderen europäischen Ländern das Bild gemischt ist und nur etwa ein knappes Drittel die Absenkung des Wahlalters begrüßt.

Weitere Informationen sowie die Gesamtstudie „Junges Europa 2021“ finden Sie auf der Webseite der TUI Stiftung.

Quelle: TUI Stiftung