Interview

Wissensaustausch und Vernetzung von Jugendzentren in Europa

Interview mit Georges Metz zum Quality Label des Europarats

Der Europäischen Jugendbildungsstätte Magdeburg wurde vor Kurzem das Quality Label for Youth Centres des Europarats verliehen. Der Erwerb des Quality Labels verschafft den Einrichtungen internationale, institutionelle Anerkennung und Legitimation für ihre Arbeit. Gleichzeitig dürfen sie von einem Netzwerk, Trainings und Qualitätsentwicklung profitieren. IJAB hat Georges Metz, ein Mitglied des Expertenteams des Europarats für das Quality Label, nach dem Ablauf des Bewerbungsverfahrens aus Sicht eines Mitglieds der Expertenkommission gefragt.

23.01.2025 / K. Wondratschek

IJAB: Bitte stellen Sie sich und Ihre Funktion in Luxemburg und Ihre Rolle beim Europarat kurz vor.

Georges Metz: Mein Name ist Georges Metz. Ich bin Direktor des „Service national de la jeunesse“ (Nationaler Jugenddienst) und gleichzeitig Leiter der „Direction générale du secteur de la jeunesse“ (Generaldirektion für Jugend) im Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend in Luxemburg. Über mehrere Jahre hinweg, bis 2017, habe ich Luxemburg im Lenkungsausschuss für Jugend (CDEJ) des Europarates vertreten. In dieser Funktion habe ich zur Einführung des „Quality Label for Youth Centres“ beigetragen und bin aktuell weiterhin Mitglied des Expertenteams für dieses Label.

IJAB: Warum engagiert sich der Europarat in der Unterstützung von Jugendbildungsstätten durch das „Quality Label for Youth Centres“?

Georges Metz: Der Europarat ist daran interessiert, seine Arbeit zu multiplizieren, indem er die nationale, regionale und lokale Ebene erreicht. Jugendzentren in den Mitgliedsstaaten können in diesem Zusammenhang wertvolle Partner sein. Der Europarat unterstützt das Quality Label, da es ein Instrument zur strukturierten und vertieften Zusammenarbeit zwischen dem Europarat und Jugendzentren darstellt.

Ich möchte jedoch betonen, dass es sich nicht nur um ein einfaches Qualitätssiegel handelt. Vielmehr ist es ein umfassendes Programm, das aus verschiedenen Komponenten besteht: darunter spezialisierte Publikationen für Jugendzentren, ein jährliches Plattformtreffen für die Leitungsebene, ein jährliches Forum für pädagogische Teams sowie Beratungsangebote.

Seit 2008 hat sich das Programm kontinuierlich weiterentwickelt, und es zeigt sich, dass das informelle Netzwerk zunehmend auf eigene Initiative neue und interessante multilaterale Projekte hervorbringt. Da diese Arbeit immer sichtbarer wird, erwarte ich für die Zukunft ein noch stärkeres Engagement des Europarats.

IJAB: Die Europäische Jugendbildungsstätte Magdeburg wurde als zweite deutsche Einrichtung kürzlich mit dem „Quality Label“ ausgezeichnet. Wie haben Sie den Besuch als Teil der Expertenkommission in der EJBM erlebt?

Georges Metz: Wir lernen die Kandidatenzentren bereits einige Zeit vor unserem Besuch kennen, da wir sie zunächst zu unserem jährlichen Plattformtreffen einladen, um einen ersten Austausch zu ermöglichen. So können sich die Zentren auf das Treffen mit dem Expertenteam vorbereiten. Meist nehmen sie vorab bereits einige Anpassungen vor, um den Kriterien des Labels besser zu entsprechen. Dies liegt ganz im Sinne des Projekts, da wir das Qualitätslabel in erster Linie als ein Instrument zur Qualitätsentwicklung betrachten. Die Besuche selbst sind stets bereichernde Erfahrungen, und das war in Magdeburg nicht anders. Besonders beeindruckt hat mich persönlich die Anzahl und Qualität der Beziehungen und Partnerschaften, die das Jugendzentrum seit seiner Gründung zu verschiedenen Einrichtungen und Organisationen aufgebaut hat. Ebenso eindrucksvoll war das Engagement dieser Partner für die Europäische Jugendbildungsstätte Magdeburg.

IJAB: Sind schon weitere Besuche für die Expertenkommission in anderen Jugendbildungsstätten oder Jugendzentren in Europa in Planung, so dass sich das Quality Label-Netzwerk in Europa bald weiter vergrößern wird?

Georges Metz: Das Programm war nie auf Größe ausgelegt, und inzwischen haben wir eine kritische Masse erreicht. Dennoch sind wir daran interessiert, das Netzwerk weiter wachsen zu lassen.

Derzeit ist kein weiterer Besuch geplant, da das Expertenteam mit den Vorbereitungen für das Plattformtreffen 2025 beschäftigt ist. Diese Veranstaltung wird unter der luxemburgischen Präsidentschaft des Europarates organisiert und größer ausfallen als üblich, da wir die Jugendzentren eingeladen haben, „Freunde“ mitzubringen. Diese „Freunde“ können strategische Partner oder andere Jugendzentren sein. Ziel ist es, das Netzwerk bekannter zu machen und zu erweitern. Seit der Ankündigung des Treffens haben sich bereits einige interessante Kontakte ergeben, und ich rechne mit neuen Kandidaturen.

IJAB: Was ist Ihrer Meinung nach der größte Benefit für eine Jugendbildungsstätte, das „Quality Label for Youth Centres des Europarates“ zu erhalten?

Georges Metz: Das Quality Label ist in erster Linie ein wirksames Instrument zur Verbesserung der Qualitätsstandards in Jugendzentren. Darüber hinaus ermöglicht es, Gleichgesinnte im Ausland zu finden, von denen man viel lernen kann und mit denen sich spannende Projekte realisieren lassen.

Weitere Informationen zum ‘Quality label for Youth Centres’ des Europarats