IJAB: Bitte stellen dich kurz vor.
Mariam Kakhidze: Mein Name ist Mariam. Ich bin 23 Jahre alt und betrachte mich als aktive Bürgerin. In den letzten fünf Jahren habe ich mich im Bereich der non-formalen Bildung engagiert. Ich habe an vielen Projekten, Seminaren, Studienkursen und Workshops teilgenommen. Um mich weiterzuentwickeln, versuche ich, an so vielen Bildungsaktivitäten wie möglich teilzunehmen.
IJAB: Warum demonstrierst du auf den Straßen und was hat dich persönlich motiviert, an den Protesten teilzunehmen?
Mariam Kakhidze: Ich glaube, dass die Politik in unserem Land nicht pro-europäisch ist, und das wird unsere Zukunft beeinflussen. Ich protestiere in der Hoffnung, dass sich die Regierung irgendwann ändert. Die wirtschaftliche Situation in meinem Land, die Existenz politischer Gefangener und das Fehlen richtiger politischer Entscheidungen motivieren mich, an den Protesten teilzunehmen.
IJAB: Was sind die Hauptforderungen der jungen Demonstranten?
Mariam Kakhidze: Wir fordern Neuwahlen und die Freilassung von Gefangenen, die nur wegen ihrer politischen Ansichten und ihrer aktiven Teilnahme an Protesten verhaftet wurden.
IJAB: Wie reagiert die Regierung auf die Proteste? Gibt es Versuche, die Bewegung zu unterdrücken?
Mariam Kakhidze: Die Regierung ignoriert die Proteste und versucht, den Anschein zu erwecken, dass alles in Ordnung ist. Aber die Menschen versammeln sich weiterhin jeden Tag auf der Rustaveli Avenue. „Georgian Dream“ verhängt hohe Bußgelder gegen Demonstranten und beschuldigt junge Menschen oft ohne Beweise, Straßen zu blockieren. Die Strafe beträgt 5.000 Lari, was für einen Studenten schwer zu bezahlen ist.
IJAB: Wie groß ist die Unterstützung in der Bevölkerung für die (proeuropäische) Bewegung?
Mariam Kakhidze: Die Maßnahmen unserer Regierung, die ich als pro-russisch betrachte, haben zu einer großen Bewegung geführt. Ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass junge Menschen mehr über Politik sprechen. Der größte Teil unserer Bevölkerung unterstützt die europäische Integration, und ich hoffe, dass diese Unterstützung weiter zunehmen wird.
IJAB: Gibt es junge Menschen in Georgien, die noch skeptisch gegenüber einer Annäherung an Europa sind? Warum, denkst du, ist das so?
Mariam Kakhidze: Ja, es gibt Menschen, die skeptisch bleiben, aber ich glaube, dass dies auf die Propaganda zurückzuführen ist, die von regierungsnahen Fernsehsendern verbreitet wird, die die Aktionen des „Georgian Dream“ aktiv unterstützen. Die Regierung setzt auch Trolle und Bots ein, um die öffentliche Wahrnehmung in den sozialen Medien zu manipulieren, und einige Menschen glauben diesen Desinformationen.
IJAB: Was sind deine Hoffnungen und Erwartungen für Georgien in den nächsten Jahren?
Mariam Kakhidze: Ich hoffe, dass sich die derzeitige Regierung ändern wird und dass die georgische Jugend mehr Möglichkeiten hat, Kontakte zu europäischen Ländern zu knüpfen. Ich hoffe auch, dass wir nicht länger unter dem oligarchischen System leiden müssen, das derzeit in Georgien herrscht.
IJAB: Vielen Dank.